Nachtigall - ick hör dir trapsen ...
"Es war die Nachtigall und nicht die Lerche, die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang; sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort. Glaub, Lieber, mir, es war die Nachtigall."
Dieses Zitat stammt aus William Shakespeares Tragödie "Romeo und Julia" (Akt 3, Szene 5).
Die beiden Liebenden befinden sich in der Nacht nach ihrer heimlichen Hochzeit und sie müssen sich voneinander verabschieden. Romeo argumentierte, dass der Gesang eines Vogels, den sie hören, von einer Nachtigall und nicht von einer Lerche stammt, der Morgen noch nicht angebrochen ist und sie noch Zeit miteinander verbringen können. Julia aber weiß, dass es Morgen ist und Romeo gehen muss.
An diese Szene muss ich momentan morgens denken, wenn ich mit meiner Hündin den kleinen Weg am Weiher entlanggehe. Jedes Jahr ab Mitte April erfreut mich dieser kleine Vogel mit seinen wundervollen Melodien, sticht förmlich zwischen dem Gezwitscher der Amseln und Meisen hervor.
Die Nachtigall (Luscinia megarhynchos) - allein beim Aussprechen des Namens verknote ich mir die Zunge - ist ein Zugvogel und kommt während der Brutzeit auch im Elsass vor. Verbreitet ist sie von Westeuropa bis Zentralasien. Die Nachtigall bevorzugt dichtes Gebüsch und Waldränder als Lebensraum. Manchmal hört man sie auch in Parks.
Der Gesang der Nachtigall ist bemerkenswert und wird oft als der schönste der Vogelgesänge beschrieben. Die Männchen singen vor allem während der Brutzeit, um das Revier zu markieren und natürlich die Weibchen anzulocken. Der Gesang besteht aus melodischen Phrasen, die vielfältig variieren. Sie hat daher auch im Elsass eine wichtige Rolle in der lokalen Vogelstimmenkultur.
Die Nachtigall baut ihr Nest in Bodennähe, meist gut versteckt in dichtem Gestrüpp oder Gebüsch. Das Nest besteht aus Gräsern, Zweigen, Blättern und anderem pflanzlichen Material. Für den Bau sind die Weibchen verantwortlich, die es auch mit feinen Materialien wie Haaren und Federn auspolstern.
Die zierlichen Vögel sind sogenannte Langstrecken-Zieher und überwintern südlich der Sahara in Afrika. Sie verlassen die Brutgebiete in Europa im Spätsommer oder Herbst und kehren im Frühjahr zurück, um hier zu brüten. Der genaue Zugweg kann variieren, aber viele Nachtigallen aus dem Elsass ziehen über den Mittelmeerraum auf den afrikanischen Kontinent.
Die Nachtigall gilt noch nicht als stark gefährdet, aber auch hier machen sich Rückgänge bemerkbar, die besonders in Großbritannien zu Buche schlagen.
Ich wünsche mir jedenfalls, dass ich auch zukünftig diesen besonderen Vogel mit seinem Gesang auf meinem morgendlichen Spaziergang hören kann.
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